Schwerpunkte des Hefts
- Korallen bei Hannover
- Trilobiten aus Silur und Devon
- Epöken: Über Siedler und Piraten
- Granulochetoceras
- Der Muschelkalk am Schwarzwaldrand
Udo Frerichs:
Epöken: Über Siedler und „Piraten“
Als Epökie (von griechisch Oikos = Haus) wird das Leben eines Organismus auf der Körperoberfläche eines anderen bezeichnet, wobei kein Nutzen oder Schaden für den „Besiedelten“ entsteht. Als sessil werden allgemein diejenigen Meerestiere bezeichnet, die nicht frei in der Wassersäule umherschwimmen, sondern sich in der Regel bereits als Larven dauerhaft festheften. Beim Fehlen natürlicher Hartgründe, wie Felsuntergrund oder Riffen, sind sie gezwungen, sich auf sogenannten sekundären Hartgründen anzusiedeln. Damit sind Hartteile bzw. Gehäuse anderer Meerestiere gemeint. Zu den sessilen Organismen zählen Bryozoen, Korallen, Serpeln, viele Seelilien, Seepocken (Cirripedier), Austern und zahlreiche andere Muscheln.Nachfolgend wird über einige Beispiele dieser speziellen Form des Zusammenlebens unterschiedlichster Organismen aus dem Jura und der Kreide berichtet, darunter auch ein paar außergewöhnliche.
Werner Junge:
Ein Korallenvorkommen aus dem Oberjura bei Hannover
Seit 1983 sammelt der Autor auf dem Hügelrücken des Mönckebergs bei Hannover jurazeitliche Fossilien aus dem untersten Korallenoolith. Die beiden Fundstellen befinden sich auf Äckern westlich und östlich der Siedlung Letter-Süd, die zu der im Westen an Hannover angrenzenden Stadt Seelze gehört. Die natürliche Präparation der Fossilien durch die Huminsäuren in den Ackerböden hat gute Arbeit geleistet, sodass eine größere Anzahl schöner Lesefunde zusammengekommen ist. Ein Korallenvorkommen allein anhand von Lesefunden beurteilen zu wollen, bedeutet, dass es eine Menge Indizien gibt, der letzte Beweis für das Geamtvorkommen aber fehlt. Trotzdem gelangen hier einige Beobachtungen, die eine Interpretation gestatten.
Günter Schweigert, Pierre-Yyes Boursicot & Enrico Moor:
Granulochetoceras – Ein Exot unter den Juraammoniten
Vor hundert Jahren fand ein württembergischer Förster an der Böschung eines neu angelegten Waldwegs in der Nähe von Bad Urach auf der Schwäbischen Alb einen eigenartigen Ammoniten, den er noch nicht kannte. Selbst nachdem er ihn Fachleuten vorgelegt hatte, konnte das Stück damals nicht mit einer schon bekannten Form identifiziert werden. Dietlen beschrieb seinen Fund daher unter dem Namen Ammonites uracensis als neue Art und stellte sie vorläufig in die Nähe der Gattung Ochetoceras. Später griff der Ammonitenspezialist Otto Franz Geyer diese Form wieder auf und begründete darauf die (Unter-)Gattung Granulochetoceras. Er sah darin Abkömmlinge der Gattung Ochetoceras, die sich im späten Oxfordium abgespalten hätten. Diese Ansicht schien auch überzeugend, beruht aber, wie wir heute wissen, auf einer falschen Fährte.
Weitere Inhalte
- Norbert Wannenmacher & Gerald Stappenbeck: Der Muschelkalk am östlichen Schwarzwaldrand, Teil 2: Der Marbach-Oolith
- Martin Basse: Neue Trilobitenfunde aus dem europäischen Silur und Devon
- Vincent Girard, Monica M. Solórzano Kraemer & Claudia Franz: Die Bernstein-Sammlung des Frankfurter Senckenberg-Instituts
- Günter Schweigert, Volker Dietze & Gerd Dietl: Große Paläontologen: John H. Callomon (1928–2010)
- Fritz J. Krüger: Ein besonderer Seeigel: Der „Dreistrahler“ Echinocorys
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